Wer hohe Kursgewinne erzielen möchte, kann das mit Hebelpapieren erreichen. Optionsscheine und Knock-Out-Papiere bieten Vor- und Nachteile, die Anleger kennen sollten. Und immer wieder taucht die Frage auf: Wie findet man eigentlich das richtige Papier. Ein kleiner Ratgeber mit Tipps für die richtige Auswahl von Optionsscheinen und Knock-Outs.
Das Angebot an Hebelpapieren ist riesig. Allein für den deutschen Aktienindex DAX stehen derzeit beispielsweise über 100.000 Scheine zur Auswahl. Über 50.000 Knock-Outs und mehr als 50.000 Optionsscheine.
Beim Optionsschein sind meines Erachtens die folgenden Kenngrößen am wichtigsten: die Laufzeit, der Basispreis, das Omega, das Aufgeld, die implizite Volatilität, das Theta und der Spread. Bei vielen Onlineportalen kann man seine Suche Schritt für Schritt eingrenzen. Zudem kann man angeben, ob man Puts oder Calls sucht, also auf steigende oder fallende Kurse spekulieren will. Ich nutze hierfür Onvista und meistens Ariva.
Aktuell notiert der DAX bei über 13.000 Punkten. Im Beispiel spekulieren wir auf weiter steigende Kurse. Für die folgende Suche wähle ich daher beispielhaft im ersten Schritt Call-Optionsscheine mit einer Restlaufzeit von mindestens 12 Monaten und einem Basispreis zwischen 13.000 und 15.000 aus. Die Suche liefert immerhin noch 1.448 Papiere für den DAX.
Quelle: ariva.de
Blicken wir in die Zukunft: Wenn der DAX in einem Jahr nicht über der Marke von 15.000 Punkten notiert, sind die ersten drei Papiere mit einem Basispreis von 15.000 am Ende der Laufzeit im Januar 2019 wertlos. Solche Papiere eignen sich also nur bei einem boomenden Aktienmarkt. Alle aufgelisteten Papiere haben übrigens eine Laufzeit bis Januar bzw. Februar 2019.
Wenn ein Anleger daran Zweifel hat und davon ausgeht, dass der DAX nicht ganz so stark steigen wird, sollte er einen geringeren Basispreis wählen. Wir grenzen die Suche daher weiter ein und suchen Papiere mit einem Basispreis von 13.000 bis 13.600 Punkten, einem Omega von mindestens 7 (je mehr Risiko man eingehen möchte, desto höher sollte das Omega sein) und einem Aufgeld per annum von maximal 10 %, schließlich soll das Papier nicht zu teuer sein.
Quelle: ariva.de
Bei dieser weiter eingegrenzten Suche findet der Optionsscheinrechner nur noch 71 Papiere, die Auswahl ist also schon deutlich geringer. Anschließend sortiere ich immer nach dem Omega, damit die Papiere mit den höchsten Kurschancen angezeigt werden. Wenn der DAX in einem Jahr auf 15.000 Punkte steigt, sind die Optionsscheine mit einem Basispreis von 13.600 Zählern am Laufzeitende exakt 14 Euro wert. Die Rechnung geht wie folgt: (Kurs am Ende der Laufzeit minus 13.600) mal 0,01. Aktuell liegt der Preis der Scheine bei etwa 6,30 Euro. Die Kurschance liegt also bei mehr als 120 %. Doch Vorsicht: Sollte der DAX im Januar 2019 nur auf 14.000 Zähler steigen, dann macht der Anleger mit einem solchen Papier Kursverluste. Am Laufzeitende ist der Schein nur 4,00 Euro wert.
Optionsscheine haben Nachteile: sie sind komplex, da die Kursentwicklung während der Laufzeit nicht nur vom Basiswert abhängt, sondern auch von den erwarteten Schwankungen, der impliziten Volatilität. Und ein Blick auf den Hebel allein reicht nicht aus, das Omega ist die viel wichtigere Kennzahl. Auch das Theta sollte man sich anschauen. Es gibt den Zeitwertverlust an, also wie viel der Wert des Scheins sinkt, wenn sich die Restlaufzeit um einen Tag bzw. eine Woche verringert.
Bei Knock-Outs immer Stop-Loss Limit setzen
Knock-Outs sind einfacher konstruiert, da sie fast nur auf Bewegungen des Basiswerts reagieren. Doch wenn der Basiswert die Kursschwelle berührt, verliert der Anleger seinen gesamten Einsatz. Denn bei Knock-Out-Papieren definiert der Emittent des Produkts eine bestimmte Kursgrenze, die sogenannte Knock-out-Schwelle. Beispiel DAX: Fällt der Index bei einem KO Call mit einer Schwelle von 12.000 unter diese Grenze, ist das eingesetzte Geld komplett verloren, der Schein wertlos.
Die Suche bei Knock-Outs ist deutlich einfacher. Jeder Anleger muss für sich die KO-Schwelle bestimmen. Ich suche beispielhaft DAX Long Papiere mit einer KO-Schwelle zwischen 11.000 und 12.000 Punkten. Anschließend nach dem Hebel sortieren und auf den Basiswert und die Laufzeit (meist open-end) achten.
Quelle: ariva.de
Die attraktivsten Scheine haben einen Hebel von über 10. Sollte der DAX in einem Jahr auf 15.000 Punkte steigen, dann kostet ein Schein mit einem 12.000er Basispreis 30 Euro. Aktuell liegt der Preis eines solchen Hebelpapiers bei 12,60 Euro. Die Gewinnchance liegt damit bei 138 %. Der Abstand zur Knock-Out Barriere beträgt aber nur 9,5%. Rutscht der DAX unter diese Marke, fällt ein Totalverlust an. Ich empfehle daher, bei KO-Scheinen immer Stop-Loss-Limits zu setzen, um hohe Verluste zu vermeiden.
Außerdem achte ich natürlich auf die Kosten beim Wertpapierkauf. Ich bin seit Jahren Kunde bei der comdirect. Dort können Kunden im LiveTrading Hebelpapiere und Zertifikate von der Commerzbank, BNP Paribas und Citigroup für eine Flat von 3,90 Euro handeln. Eine gute Übersicht zum Thema Kosten findet man bei Depot-Vergleichen.de.
Verluste begrenzen
Für risikofreudige Anleger sind Wertpapiere mit Hebel faszinierend. Denn man kann das eingesetzte Geld schnell vervielfachen. Einen ähnlichen Hype erleben wir gerade bei den Kryptowährungen. Gewinne von 1000 % und mehr bei Bitcoins und Co. sind atemberaubend. Doch Vorsicht: Die Gier trübt oft die Sinne.
Sehr hohe Renditen sind auch mit Hebelpapieren möglich. Wer aber eine falsche Marktmeinung hat, muss auf der anderen Seite mit hohen Verlusten rechnen. Daher ist das Money Management bei spekulativen Trades besonders wichtig. Eine kurze Rechnung macht das deutlich: Wenn ein Wertpapier um 50 % fällt, dann muss es anschließend um 100 % steigen, damit man seinen Einstiegskurs wieder erreicht hat. Fällt ein Papier um 90%, also von 10 auf 1 Euro, dann muss das Papier sich verzehnfachen, um wieder das Einstiegsniveau zu erreichen. Bei spekulativen Wertpapieren gilt daher folgende Börsenregel: Verluste begrenzen und Gewinne laufen lassen.
Hinweis: Dieser Blogeintrag stellt keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
Bildquelle: pixabay.com
Sehr interessant. Und was sagst du zu Faktor Zertifikaten?
LikeLike
Faktor Zertifikate sind nur geeignet in trendstarken Phasen. Wenn der Markt stark schwankt, sind diese Papiere schlecht. Habe dazu auch mehrere Artikel geschrieben:
https://aktienblogger.com/2017/03/12/faktor-zertifikate-mit-stop-loss-absichern/
https://aktienblogger.com/2017/08/28/goldpreis-steigt-ueber-1300-dollar-marke/
LikeLike