Der richtige Zeitpunkt beim Aktienkauf ist wichtig. Noch wichtiger ist das Timing allerdings, wenn Anleger mit Hebelpapieren spekulieren. Auch bei Faktor-Zertifikaten sollten Anleger immer Stop-Loss Limits setzen – sonst kann sogar der Totalverlust drohen.
Hebelpapiere sind riskant, haben aber hohe Chancen. Großes Potenzial bieten insbesondere Faktor-Zertifikate in trendstarken Phasen. Beispiel: der Deutsche Aktienindex DAX kletterte seit Anfang Dezember 2016 um über 10%. Ein entsprechendes Zertifikat mit einem Hebel von 10 stieg seither um über 100%. Die folgende Abbildung zeigt oben den Verlauf des Hebelpapiers und unten die Entwicklung des DAX.
Chart seit Juli 2016: Zertifikat und DAX (Quelle: ariva.de)
Goldpapier im Minus obwohl Goldkurs im Plus
Viel schlechter ist die Entwicklung bei Faktor-Zertifikaten, wenn der Hebel hoch ist, aber der Basiswert stark schwankt. Bei einem Faktor-Zertifikat auf den Goldpreis mit einem Hebel von 8 haben Anleger bislang keine Kursgewinne gemacht – selbst wenn sie zu Beginn der Rallye Anfang 2016 eingestiegen sind, als eine Unze Gold 1.080 US-Dollar kostete. Aktuell liegt der Goldkurs bei knapp über 1.200 US-Dollar.
Der Preis für das Zertifikat lag Anfang 2016 bei 1,50 Euro. Heute kostet es weniger als 1,50 Euro; macht also einen kleinen Verlust, obwohl der Goldpreis seit Anfang 2016 um über 10% stieg. Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der vergangenen 12 Monate. Zwischenzeitlich knackte das Papier sogar die Marke von 5 Euro und fiel anschließend auf ein Tief von 1 Euro.
Jahres-Chart seit März 2016: Zertifikat und Goldpreis (Quelle: ariva.de)
Kurssturz beim Ölpreis
Noch dramatischer ist die Entwicklung beim Ölpreis. Hier müssen Anleger hohe Verluste beim Zertifikat mit einem Hebel von 10 beklagen. Aufgrund der enormen Kursschwankungen sind die Kurseinbußen so hoch, da z.B. ein Kursrückgang von 3% beim Ölpreis einen Rückgang von 30% beim Zertifikat nach sich zieht (3% mit dem Faktor 10 = 30%)
Eine kurze Rechnung dazu: der Preis des Zertifikats fällt um 30% von 10,00 Euro auf 7,00 Euro. Wenn der Ölpreis nun am nächsten Tag wieder um 3% steigt, dann klettert das Zertifikat von 7,00 Euro um 30% auf 9,10 Euro. Macht insgesamt aber ein Minus von 9%. Der Ölpreis wäre entsprechend von beispielsweise 50 US-Dollar um 3% auf 48,50 US-Dollar gefallen und stünde dann bei einem Anstieg von 3% bei 49,95. Der Basispreis hat sich also kaum verändert, während das Zertifikat 9% verliert.
In dieser Woche fiel der Ölpreis innerhalb von zwei Tagen um 3% bzw. 4%. Das Long Zertifikat fiel mit einem konstanten Hebel von 10 um 30% bzw. 40% – und zwar von 2,43 Euro auf 1,61 Euro und einen Tag später auf 0,87 Euro. Zum Vergleich: Im Oktober kostete das Papier über 10 Euro.
Chart seit Oktober 2016: Zertifikat und Rohölpreis (Quelle: ariva.de)
Fazit
Faktor-Zertifikate eignen sich nur für spekulative Anleger, die mit Kursschwankungen leben können. Das Kostolany-Motto „kaufen und liegen lassen“ funktioniert mit solchen Papieren nicht. Zudem sollte man auf den Hebel achten. Bei Basiswerten, die stark schwanken wie etwa Silber oder Öl, machen hohe Hebel über 5 wenig Sinn. Ansonsten sind Verluste fast vorprogrammiert. Wichtig: Anleger sollten das Zertifikat ständig im Blick haben und die Position mit einem Stop-Loss Limit absichern.
Hinweis: Dieser Blogeintrag stellt keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
Bildquelle: pixabay.com
Das ist alles sehr spekulativ. Hebel von 2-3 ok, aber 10… puhhh
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Stop-Loss machen sowieso Sinn und bei Faktor Zertifikaten erst Recht. Wenn dann noch die Pfadabhängigkeit schlecht zuschlägt, kann so ein Faktor Zertifikat schon mal richtig abschmieren. Ich finde die Dinger halt insgesamt gefährlich, weil sie so ein bisschen mit einer vermeintlichen Risikoarmut im Vergleich zu „richtigen“ Hebelzertifikaten kokettieren, aber auf der anderen Seite nicht viel weniger gefährlich sind.
Da finde ich Differenzkontrakte sogar irgendwie ehrlicher. Da weiß man wenigstens was man kriegt. Oder dann lieber gleich einen ETF.
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