Aktienpusher: Unseriöse Kaufempfehlungen

Die Email-Pusher von Pennystocks.de haben zum Jahresende eine neue Aktie empfohlen. Nach dem letzten Tipp gab es einige Wochen später eine Warnung der BaFin. Anschließend folgte ein Kurseinbruch von fast 90%.

Der Börsenbrief Pennystocks empfiehlt in einer Mail vom 30. Dezember 2020 die Aktie CAG International. Das vollmundige Versprechen: „Diese Aktie hat das Potential, in den nächsten 4 Wochen um über 400% zu steigen“. 

Solche Aussagen sind unseriös, denn 400 % in 4 Wochen sind nur Werbesprüche, um unerfahrene Anleger anzulocken. Bereits am 14. und 21. Dezember 2020 hat die MSM GmbH & Co. KG aus Cottbus euphorische Pressemitteilungen zur CAG Aktie veröffentlicht – ein vermeintlicher Geheimtipp.

Ich kenne das Unternehmen CAG International nicht, aber ein Blick auf die Website ist nicht gerade vertrauenswürdig, denn das Unternehmen hat nicht einmal einen Investor Relations Bereich. Dass die CAG International AG an der Wiener Börse notiert, erfährt der Leser auf der Website nicht. Angaben zu Umsatz und Gewinn bzw. Verlust – Fehlanzeige!

Auch die bisherigen „Empfehlungen“ des Börsenbriefs Pennystocks.de sollten zur Vorsicht mahnen (hier ein älterer Blogartikel). Anfang November 2020 wurde die Aktie von Rainforest beworben – bei einem Kurs von 4,30 Euro. Als Kursziel bis Dezember rief der Börsenbrief 13,40 Euro aus. Am Freitag, 27. November, erreichte die Aktie bei Tradegate ein Tageshoch von 12,50 Euro. Dabei wurden über 1 Mio. Aktien gehandelt; das Handelsvolumen lag bei 11,6 Mio. Euro. Am gleichen Tag (am späten Nachmittag) warnte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zur Vorsicht bei der Kaufempfehlung für die Akte. Die BaFin schreibt: „Häufig dienen solche Börsenbriefe bzw. E-Mails lediglich dazu, Anleger zum Kauf von bestimmten Aktien zu verleiten, damit die Absender von steigenden Kursen dieser Aktien profitieren.“

Kurssturz an einem Tag von 9,50 Euro auf 2,80 Euro

Am Montag, 30. November, verschickt der Börsenbrief eine Mail mit folgenden Worten: „Ich glaube, dass die Zeit zum Verkauf Ihrer Aktien von Rainforest Resources jetzt gekommen ist. Das liegt daran, dass sich der Aktienkurs seit meinem ersten Preisalarm ungefähr verdreifacht hat und ich glaube, dass jetzt jeden Moment eine Korrektur kommen kann.“ Kein Wort von der BaFin-Warnung.

An dem Tag stürzt die Aktie ab. Erster Kurs: 9,50 Euro, dann folgt der Crash auf ein Tagestief von 2,80 Euro. Das Handelsvolumen auf Tradegate beträgt 12,8 Mio. Euro. Das heißt: an zwei Handelstagen wurden Aktien im Wert von fast 25 Mio. Euro gehandelt. Unerfahrene Anleger erleiden Millionenverluste.

Am 8. Dezember 2020 folgt die zweite Warnung der BaFin, dass der Email-Börsenbrief gegen das Wertpapierhandelsgesetz verstößt. Die BaFin schreibt: „Die PR Relation Media Tech Ltd. veröffentlichte kürzlich eine Anlageempfehlung (Kaufempfehlung) zur Aktie der Rainforest Resources Inc. Der BaFin liegt von dem Unternehmen keine Tätigkeitsanzeige nach § 86 Absatz 1 Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) vor. Zudem gibt die PR Relation Media Tech Ltd. in der Anlageempfehlung fälschlicherweise an, sich bei der BaFin ordnungsgemäß angezeigt zu haben.“

In den Folgetagen geht der Kurssturz der Aktie weiter. Kurs am Jahresende: 1,50 Euro.

Quelle: ariva.de

Interessantes Impressum

Ein Blick ins Impressum von Pennystocks.de zeigt, wie dreist die Email-Pusher sind. Die Firma im Impressum heißt nicht mehr PR Relation Media Tech Ltd., sondern Latitude Media Group Ltd. Die Adresse ist gleichgeblieben: 170 Knightsbridge in London SW7 1DW. Laut UK-Register wurde das Unternehmen Latitude Media am 14. Dezember 2020 gegründet. Die Gründung der PR Relation Media Tech war übrigens erst am 10. Dezember 2020, also 2 Tage nach der BaFin Warnung.

Gibt es Verbindungen zwischen Pennystocks.de und dem Börsenbrief Swissinvestor.de, den die MSM GmbH & Co. KG herausgibt – nicht ausgeschlossen. Denn auch der Swissinvestor hat Rainforest beworben.

Hinweis: Dieser Blogeintrag stellt keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

Ein Gedanke zu „Aktienpusher: Unseriöse Kaufempfehlungen“

  1. Sehr Interessanter und Investigativer Artikel. Ich bekam heute Morgen auch ein Spam-Email von Pennystock. Habe mich dort aber nie angemeldet. Keine Schrott-Aktien kaufen, dann lieber ETFs oder Qualitätsaktien wie Apple oder SAP etc

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