Die Konsequenzen der Negativzinsen bekommen jetzt auch Direktbank-Kunden zu spüren. Die Kostenlos-Angebote sind nur vermeintlich kostenlos. Wer mit einer Direktbank-Karte im Ausland Geld abhebt, muss nun Gebühren einkalkulieren.
Die Banken zahlen seit geraumer Zeit Strafzinsen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank parken. Als Konsequenz verlangen die ersten Institute ebenfalls Strafzinsen von ihren Privatkunden oder drehen an der Gebührenschraube: Vor allem Filialbanken erhöhen die Gebühren für die Kontoführung oder das Geld abheben oder verlangen Zusatzkosten für die Überweisung am Schalter. Doch auch die Direktbanken, die kein teures Filialnetz betreiben, drehen mittlerweile merklich an der Kostenschraube. Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung ist die comdirect Bank, bei der ich seit fast 20 Jahren Kunde bin. Die Direktbank erstattet beim Geld abheben die Auslandsgebühren nicht mehr.
Kostenlos Geld abheben – nur ein schöner Spruch
Unsere drei letzten großen Urlaubsreisen hatten immer ein Ziel: die USA. Beim Geld abheben war es immer sehr praktisch, die Visa-Karte der comdirect zu nutzen. Alles war kostenlos, denn die Bank war sehr kulant, wenn es um die Erstattung der Auslandsgebühren ging.
Die Online-Bank verspricht zwar auf der Website, dass der Kunde mit der Visa-Karte und girocard weltweit kostenlos Bargeld vom comdirect Girokonto abheben kann, doch im Praxistest fallen leider immer Gebühren an. Wir haben alle möglichen Banken und Geldautomaten in den USA abgeklappert, aber wirklich jedes Mal hat die Auslandsbank eine zusätzliche Gebühr verlangt.
Bei der comdirect kann man hierzu folgendes nachlesen: „Es können seitens des Geldautomatenbetreibers individuelle Entgelte erhoben werden, die Ihnen vor der Auszahlung am Geldautomaten angezeigt werden. Das Entgelt wird Ihrem Girokonto zusammen mit dem Abhebungsbetrag belastet.“ Meine Erfahrung zeigt: In fast allen Ländern, in denen ich bislang war, fielen diese Zusatzkosten an. In den USA betrugen sie bei jeder Abhebung ca. 4 US-Dollar. Wenn man also mehrmals Geld abhebt, dann fallen während des Urlaubs schon mal Kosten in Höhe von 15-20 US-Dollar an.
In den Vorjahren hat die comdirect diese Gebühren nach dem Urlaub immer zurückerstattet. Doch 2016 hat das Institut sein Verhalten geändert. Es gibt keine Erstattung mehr, teilte eine Callcenter-Mitarbeiterin freundlich mit. Die comdirect ist übrigens in guter Gesellschaft: Die Deutsche Kreditbank verschlechterte zum 1. Juni 2016 ebenfalls die Bedingungen für die Nutzung der Visa-Kreditkarte, schreibt das Verbrauchermagazin test.de.
Bald immer Gebühren beim Geld abheben?
Generell könnte das kostenlose Bargeld abheben bald ein Ende haben. „Eine kostenlose Bargeldversorgung wird es künftig nicht mehr geben“, sagte erst kürzlich Dirk Schiereck, Professor an der Universität in Darmstadt, gegenüber der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Die Banken streiten entsprechende Pläne zwar noch ab, aber vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit bis die ersten Institute vorpreschen.
Ist mir auch schon aufgfallen, dass Banken in der Werbung viel versprechen, aber am Ende Gebühren anfallen. Sehr ärgerlich, wobei die Kosten bei Direktbanken vergleichsweise günstig sind
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Naja, ich habe es eigentlich immer als positive Kulanz von Comdirect und DKB angesehen, dass diese Gebühren erstattet werden – schließlich können Sie ja nichts dafür und die manuelle Erstattung kostet sicherlich auch viel Aufwand. Allerdings hat sich in diesem Jahr eine Bank hervorgetan, diese Lücke zu schließen. Es gibt mit der Santander 1plus Karte zur Zeit immerhin eine Bank, die sogar mit der Erstattung von Fremdgebühren wirbt – da könnte sich ein Abschluss nur für den Urlaub ggfs. schon rechnen. Ansonsten soviel wie möglich bargeldlos bezahlen, das ist ja bei der DKB gerade kostenlos geworden.
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