Pennystocks sind gefährlich

Gleich elf E-Mails habe ich in den vergangenen vier Tagen vom Börsenbrief PennyStocks.de erhalten. Immer mit der gleichen Botschaft: Die Anleger sollen die Cashcloud-Aktie kaufen. Meine Recherche zeigt, was solche Tipps in der Vergangenheit für Anleger gebracht haben.

Erstmals bewarb der Börsendienst die Cashcloud-Aktie am 19. Oktober 2015. Damals stieg das Papier kurzfristig von 3,20 Euro auf 4,40 Euro. Die Analystin riet: „Ich setze die Aktie auf „Strong buy“ und empfehle den dringenden Kauf. Ich glaube, dass der Kurs kurzfristig (in den nächsten 30 – 60 Tagen) 16 Euro erreicht. Langfristig sehe ich Cashcloud bei über 20 Euro.“ Die Realität sieht leider anders aus: 2016 rutschte die Aktie zeitweilig sogar unter die Marke von 1 Euro.

Cashcloud

BaFin warnt

In dieser Woche folgte die zweite Empfehlungswelle. Die Aktie stieg auf Xetra von 0,80 Euro auf 1,71 Euro in der Spitze. Doch jetzt schaltete sich die Wertpapieraufsicht ein. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) warnte gestern vor Kaufempfehlungen der Cashcloud-Aktie. In einer Mitteilung schreibt die Aufsicht, dass die Aktien der Cashcloud AG durch Email-Börsenbriefe zum Kauf empfohlen werden. Weiter heißt es: Die BaFin hat Anhaltspunkte, dass im Rahmen der Kaufempfehlungen unrichtige oder irreführende Angaben gemacht werden. Sie hat nun eine Untersuchung wegen des Verdachts der Marktmanipulation eingeleitet.

Dazu erklärt Moritz Hunzinger, CEO von Cashcloud: „Die BaFin erfüllt damit nur ihre Pflicht. Cashcloud hat sich jedoch nichts zu Schulden kommen lassen. Wir haben keinerlei Einfluss auf die Kaufempfehlungen von Börsenbriefen, insbesondere hat der Vorstand keine Anhaltspunkte für Interessenkonflikte und kann sich auch nicht gegen solche ‚Empfehlungen‘ wehren.“

Meine Einschätzung zu diesem Statement: Jeder soll sich seinen Teil dazu denken. Doch am besten schaut man auf die Fakten. Und diese sind eindeutig. Ich habe mein Email-Archiv durchstöbert und nach den alten Empfehlungen des Börsenbriefs recherchiert. Wie erwartet: alle empfohlenen Aktien entwickelten sich zu wahren Geldvernichtungsmaschinen.

Ein paar Beispiele gefällig?

2012 bewarb der Börsendienst die Aktie von TagLikeMe.com. In der Mail hieß es hoffnungsvoll: „Was wäre, wenn Sie Aktien von Instagram gekauft hätten bevor es Facebook getan hat? Was wäre, wenn Sie Aktien von YouTube besessen hätten bevor Google sie gekauft hat? Genau, Sie hätten richtig viel Geld verdient! Heute stellen wir Ihnen eine Aktie vor, die in Amerika viel Aufmerksamkeit auf sich zieht und bald von einem der großen Unternehmen wie Google oder Yahoo gekauft werden könnte. Es handelt sich um TagLikeMe.com Corp. Diese Aktie wird seit kurzem an einer amerikanischen Börse gehandelt und liegt derzeit bei einem Kurs von ungefähr 20 Cents. Und wenn sich die Gerüchte von der Übernahme durch Google oder Yahoo bewahrheiten, dann könnte das Gewinnpotential sogar innerhalb von kurzer Zeit bei über 1.000% liegen.“

Der Fotodienst Instagram entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einem riesigen Erfolg, doch die angepriesene TagLikeMe-Aktie war ein Rohrkrepierer. Die Aktie ist heute wertlos.

Taglikeme

Auch das 2013 empfohlene Papier namens Swingplane Ventures kannte langfristig nur eine Richtung: nämlich nach unten. Der Börsenbrief schrieb: „Das Unternehmen ist im gewinnträchtigen Bergbausektor tätig und wir glauben, dass sich die Aktie für unsere Leser als sehr profitabel erweisen kann.

Swingplane Ventures

2014 folgte eine Empfehlung der Aktie von Arian Resources. ARC sei massiv unterbewertet, warben die Börsendienstschreiber. Die Marktkapitalisierung beliefe sich auf ungefähr 7 Mio. CAD. Für eine Gesellschaft, die Millionen Kilogramm Kupfer und einen noch zu bestimmenden Umfang an Gold und Silber lokalisiert habe, sei sie signifikant unterbewertet. Es könnte ein Fehler sein, diese einmalige Gelegenheit nicht zu nutzen, so lautete das vollmundige Versprechen. Ein Blick auf den Chart zeigt, dass auch diese Aktie zu einem Totalverlust wurde.

Arian Ressources

Ein weiteres Beispiel ist Glenmark Capital. Der Wert wurde Ende 2014 massiv beworben. Wortwörtlich schrieb der Börsendienst: „Heute kann ich meinen Lesern ein ganz besonderes Unternehmen vorstellen. Diese Art von Unternehmen finde ich nur alle zwei bis drei Jahre. Das Unternehmen ist im Urangeschäft tätig und aufgrund der aktuellen Energiekrise, die weltweit herrscht, wird die Nachfrage nach Uran für die nächsten Jahrzehnte weiterhin stark steigen, da dieses spezielle Metall zur Stromerzeugung in Atomkraftwerken weltweit eingesetzt wird. Nach meiner Analyse bewerte ich die Aktien dieses Unternehmens mit „KAUFEN“ und mein mittelfristiges Kursziel liegt bei 2 Euro.“

Heute heißt die Firma Aldever. Trotz geändertem Namen blieb der Erfolg an der Börse aus. Die Aktie ist nur noch 0,09 Euro wert.

Aldever

Fazit

Das System ist immer ähnlich. Die Aktien werden kurzfristig nach oben gepusht, aber langfristig kennen sie nur einen Weg. Und der zeigt nach unten. Anleger sollten sich nicht von den großen Versprechen locken lassen. Oft werden Trendthemen wie Social Media oder jetzt Mobile Payment genutzt, um Anleger zu überzeugen. Doch diese bleiben meist auf großen Verlusten sitzen.

Hinweis: Dieser Blogeintrag stellt keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

Quelle der Charts: ariva.de

5 Kommentare zu „Pennystocks sind gefährlich“

  1. Sehr interessanter Artikel. Moritz Hunziger war am neuen Markt. Und in politischen Skandalen verwickelt und vorbestraft. Sagt alles.
    Geht bei dir die pennystocks Website?

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  2. Schöner Artikel!

    Oftmals reicht es schon aus, sich gewisse Sachen zu merken und sie zu einem späteren Zeitpunkt den Leuten unter die Nase zu reiben, um die ‚Experten‘ zu enttarnen. Nur machen sich die meisten diese Arbeit nicht.

    Sehr gut funktioniert das auch bei Aussagen von Politikern 😉

    Weiter so….

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